Mögliche Wurzeln der Tiroler Fasnachtsbräuche in vorchristlichen Ritualen werden von der Volkskunde seit dem 19. Jahrhundert diskutiert.
Diese These ist auch für die mythisch anmutende Telfer Fasnacht, die zahlreiche rituell und kultisch wirkende Elemente enthält, nicht einfach von der Hand zu weisen. Dass darüber jedoch nicht mit letzter Sicherheit geurteilt werden kann, ist vor allem ein Problem der fehlenden Quellen.
Wirklich gesicherte Überlieferungen gibt es erst seit der frühen Neuzeit. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1571. Ein weiterer Hinweis auf das Bestehen einer Fasnacht in Telfs stammt aus einem Gerichtsprotokoll des Jahres 1612, in dem der Pfleger von Hörtenberg - der lokale Gerichtsherr - wegen ungebührlichen Benehmens und eines Raufhandels während der Fasnacht kritisiert wird. Weitere Belege, dass in Telfs eine Fasnacht gehalten wurde, finden sich in Gerichtsaufzeichnungen der Jahre 1621 und 1631. Für 1749 belegt ein im Telfer Pfarrarchiv erhaltener Ablassbrief bereits ein mehrtägiges Fasnachtstreiben. Aus dem Jahr 1830 stammt die erste ausführliche Beschreibung des Telfer Schleicherlaufens. Bei dieser Quelle handelt es sich um einen langen amtlichen Schriftverkehr, aus dem hervorgeht, dass die Kerngruppen - Schleicher, Bären, Laninger u.a. - bereits bestanden und voll ausgeprägt waren. Bemerkenswert erscheint dabei, dass die Ausstattung und das zeremonielle Auftreten der Schleicher - beides wird in dieser Quelle beschrieben - bis heute im wesentlichen unverändert geblieben ist.
Bildeten bis zu dieser Zeit vor allem Verbote und Einschränkungsversuche durch die Obrigkeit und Geistlichkeit Anlass für Erwähnungen der Telfer Fasnacht in Gerichtsbüchern und Akten, so änderte sich das Image und die Einschätzung dieses Volksbrauches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts grundlegend. Der früher oft verfemte und von der Obrigkeit nur geduldete Brauch, der sich allen Anfeindungen zum Trotz aber doch hartnäckig erhalten hatte, wurde zum allseits akzeptierten, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignis. Eine wichtige Rolle spielte dabei der akademische Maler, Kaufmann und Bürgermeister Josef Pöschl ( I 846-1906), der als Erneuerer der Telfer Fasnacht gilt. Er organisierte den Zug neu und hinterließ zahlreiche Skizzen und Entwürfe zu den Fasnachten ab 1884. Damals erhielt der Fasnachtszug jene Gestalt, die im wesentlichen bis heute beibehalten wurde.
Zahlreiche Varianten bis zum heutigen Tag beweisen jedoch, dass das Schleicherlaufen keineswegs erstarrt ist, sondern einen lebendigen, sich ständig erneuernden Organismus darstellt. Die Möglichkeit zur Variation wird vor allem bei den karnevalistischen Wägen deutlich, die nicht nur von Fasnacht zu Fasnacht ihre Themen wechseln, sondern stets auch aktuelles (Welt-)Geschehen aufgriffen. So wurde z. B. bei der Fasnacht im Jahr 1900 der Burenkrieg thematisiert, 1905 der Russisch-japanische Krieg. Diese Tradition wurde nach dem Zweiten Weltkrieg - etwa mit der Bezugnahme auf die Weltraumfahrt und die Mondlandung - fortgesetzt.
Seit 1890 findet das Schleicherlaufen alle fünf Jahre statt. Unterbrochen wurde dieser Zyklus nur in den Kriegsjahren 1915, 1940 und 1945 sowie im Nachkriegsjahr 1920. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich das Schleicherlaufen, an dem inzwischen rund 500 Aktive teilnehmen, zu einem überregional bekannten Großereignis, das zahlreiche Besucher aus nah und fern in die Marktgemeinde lockt. 15.000 bis 20.000 Zuschauer, die sich am Aufführungstag in den Straßen von Telfs drängen, sind durchaus üblich.