Die Maske
Uneinigkeit scheint unter den Lehrmeinungen der Sprachforscher und Volkskundler über die Herkunft des Wortes "Maske" zu geben. Während einige eine arabische Herkunft des Wortes vermuten, finden andere langobardische oder germanische Wurzeln für das Wort. Nach den neuesten Erkenntnissen sei das Wort über Umwege aus dem Französischen im 17. Jahrhundert in die neuhochdeutsche Sprache gekommen. Wenn ein/e Volkskundler/in von einer "Maske" spricht, ist damit nicht nur der das Gesicht verhüllende Teil gemeint, sondern die gesamte verkleidete Figur.
Die Gesichtsvermummung wird bei uns auch "Lårve" oder "Larvl" genannt, gleichgültig aus welchem Material sie besteht. Beim Telfer Schleicherlaufen werden neben zahlreichen Tiermasken der Bären- oder Orientalengruppe ausschließlich Holzmasken von den "Wilden" und Masken aus feinstem Drahtgeflecht von den "Schleichern". Die Herkunft des Wortes Larve ist geklärt: es handelt sich um eine Ableitung des lateinischen Wortes "larva"", was soviel wie "böser Geist", "Gespenst" bedeutet und im Deutschen seit dem Mittelalter gebräuchlich ist.
Maskierung und Vermummung
Schon bei naturnahen vorgeschichtlichen Völkern ist Maskierung und Vermummung wichtiger Bestandteil des Stammesbrauchtums. Bei der Herleitung des Maskenwesens kommt insbesondere den Totenmasken eine entscheidende Bedeutung zu. Sie dienten als Grabbeigaben, die die Verstorbenen auf der Reise ins Jenseits schützen sollten. Unsere Vorfahren lebten in ständiger Furcht vor den Verstorbenen und glaubten, dass die Toten Macht über Gedeihen, Verderben, Fruchtbarkeit, Krankheit und Tod hätten. Auch war man fest überzeugt, dass sich den Toten zu bestimmten Zeiten des Jahres die Tore der Unterwelt öffneten, um die Möglichkeit zur Wiederkehr zu haben. Nur Männern war es vorbehalten, die Dämonen der Toten in Maskengestalt zu verkörpern, um die Totengeister zu beschwören. Ähnlich wie bei den Tiermasken, die wir aus den Felsenzeichnungen längst vergangener Zeiten kennen, fühlten die Träger die Kräfte derjenigen in sich, die sie verkörperten und glaubten, mit ihnen Verbindung aufnehmen zu können.
Im Mittelalter nahm sich das Christentum der Masken an, wie sie uns aus romanischen und gotischen Kirchen in vielfältigster Form auf Kapitellen, Fresken oder in Skulpturen bekannt sind: feindliche Mächte, Dämonen und der Teufel selbst sollten von der heiligen Stätte gebannt werden.
Auch bei mittelalterlichen Passionsspielen, bei Prozessionen und Umgangsspielen wirkten Maskierte mit.
Der Schleicherhut:
Bis 1864 trugen sie nur besonders , spitz zulaufende Hüte, auf deren Krempe ein so genannter "türkischer Bund", d.h. verschiedenfarbige Schnüre und Tuchstreifen wurden zu einem Wulst zusammengedreht, den eine darüberliegende Goldschnur zusammenhielt. Um den Hut selbst waren mehrere, meist rotseidene Tüchlein und farbige Bänder aus Papier befestigt, die beim Aufspringen in der Luft flatterten. Andere Hüte waren mit Seidentüchern fest umwickelt. Der Hut Maß 1m bis 1,60m in der Höhe. Diese Form dürfte sich aus einer Form der Narrenkappe, der "Gugel" des 13. Jahrhunderts entwickelt haben.
Die Erbauer der Hüte sind die Schleicher selbst oder einheimische Künstler. Lange und gern wird am Hut herumgebastelt, Neuerungen werden bis zum Aufzug streng geheim gehalten. Wurde der Kopfschmuck der Imster Schemenläufer im Zeitalter der Kunstblumen endgültig festgelegt, so entwickelten sich die Schleicherhüte als selbstständiger Typus weiter.
Nur Einzelheiten gehen auf höfische Überlieferung des Barocks und der Rennaisance zurück. Durch die Anpassung der Motive aus der Bauernwelt, des Almlebens, der Natur, der Märchen und Sagen und unter dem Einfluss der jeweiligen Zeitepochen müssen die Telfer diese Brauchstücke ihrer jeweiligen Anschauungs- und Gefühlswelt individuell und künstlerisch anpassen, was ihre Geschicklichkeit immer wieder aufs Neue auf die Probe stellt. Dies trifft nicht auf den Vorhupferhut, den höchsten Hut, zu. Auf ihm soll immer eine Almhütte dargestellt werden; darüber hängen an einem langen Stab Hobelrosen herab. Jeder Schleicher trägt also einen anderen Hut. Das Gewicht eines Hutes kann bis zu 8 kg und mehr betragen und die Höhe kann einen Meter und mehr betragen.
Jeder Schleicher legt seinen besonderen Stolz darin, einen solchen Hut geschickt zu tragen und zugleich kunstvoll zu hüpfen und die Schellen zur rechten Zeit erklingen zu lassen.