Jeder Fasnachtler - es dürfen ja nur Männer an der großen Fasnacht teilnehmen - sieht sich immer wieder mit der Frage nach den ursprünglichsten Wurzeln dieses Brauchtums konfrontiert. Auf der Suche nach einer eigenen Lösung besteht Quellenmaterial, das jedem zur Verfügung steht - und das ist die Literatur.
Es kann festgestellt werden, dass bei genauer Überprüfung der verfügbaren Literatur über die Ursprünge aus dem Bereich Fasnacht, aus der deutschen und römischen Mythologie sowie aus dem Volksglauben und Volksbrauch nicht der geringste kontinuierliche Zusammenhang zwischen Fasnacht und dem germanisch-heidnischen Glauben oder Kult hergeleitet werden kann.
Keine einzige Verbindungslinie von den römischen Saturnalien über den italienischen Karneval und die französischen Narrenfeste des Spätmittelalters hin bis etwa zum rheinische Karneval des 19. Jahrhunderts kann aufgezeigt werden - aber nicht zur Fasnacht. Der 40tägigen Fastenzeit war eine Vorfastenzeit zur Vorbereitung auf die nachfolgende Buß- und Fastentage vorangestellt, an deren Ende wohl nicht von ungefähr die Fasnacht lag und heute noch liegt. Mit der Abschaffung der Bußzeit in der evangelischen Kirche, hat auch die Fasnacht in dieser ihre Bedeutung verloren und wird heute weitgehend nur noch in überwiegend katholischen Gegenden gefeiert.
Der eigentliche Inbegriff der Fasnacht ist der Narr, wie er als ältestes Tiroler Dokument am noch am Goldenen Dachl in Innsbruck zu sehen ist.
Alle im Mittelalter in der Fasnacht auftretenden Narrengestalten und ihre Attribute sind aus der christlichen Glaubenslehre heraus erklärbar, dies trifft auch heute noch für die urtümlichsten Gestalten wie z.B.: Bär, Teufel, Hexe und Tiergestaltsmasken zu.
Obwohl die christliche Glaubenswelt und die Fasnacht vom Sinn und Inhalt her so gegensätzlich wie nur etwas sind, besteht dieser unmittelbare Zusammenhang. So läßt sich folgende Deutung für die Fasnacht aufstellen: Durch die Darstellung der verschiedenen Maskengestalten als Symbole für die Sünder soll demjenigen, der sich für weise und sündenfrei hält, vor Augen geführt werden, dass er im Grunde genommen selbst ein Sünder ist, der der Buße und Umkehr dringend bedarf. Auch die Schönen Masken haben hier ihre Bedeutung, sie stellen den schönen Schein der Welt dar. Wir müssen allerdings berücksichtigen, dass die Fasnacht nicht von der Kirche durchgeführt wurde, sondern von weltlichen Institutionen wie etwa Vereinen.